"Die Essenz des Bildhauerdaseins basiert auf einem absoluten Verständnis der Sprache der Materie - wie sie durch Form, Textur, Gewicht kommuniziert, aber auch wie die vergehende Zeit durch sie spricht. Der Dialog, der zwischen dem skulpturalen Material und den Händen des Künstlers entsteht, ist die Essenz des Schaffens - den Widerstand des Mediums zu verstehen und zu bändigen. Diese Art des Denkens über die Bildhauerei geht davon aus, dass die Schaffung des Werks selbst immer die Summe von Gewinnen und Verlusten ist. Indem der Bildhauer der Materie Form und Bedeutung verleiht, gibt er andere Möglichkeiten auf, die ihr innewohnen, und verliert ihre ursprüngliche, unversehrte Form.

Betrachtet man Jan Musiałowskis Werk durch dieses Prisma, so wird das Material, mit dem der Künstler arbeitet, zu einem lebendigen Gewebe, das mit angesammelter Energie pulsiert. In seinen Werken werden Stein, Stahl und Holz zu Trägern verborgener Kräfte, die sich in einer neuen Form verwirklichen. Der Künstler verwandelt das Material nicht, sondern legt seine innere Dynamik und sein Potenzial offen. Brutal gemeißelte Formen oder geschichtete Strukturen aus Stahl wirken wie Elemente, die durch die Explosion uralter Kräfte entstanden und in einer materiellen Form eingefroren sind. Diese Arbeit basiert auf einem demiurgischen Kampf mit der Materie und hinterlässt eine Spur in Form eines Objekts, das zwischen Ordnung und Chaos schwebt. Musiałowski arbeitet oft mit verschiedenen Materialien, die er in kontrastierenden Beziehungen zueinander setzt. Er kombiniert Holz mit Industriestahl; manche Oberflächen werden mit absoluter Präzision poliert, andere hingegen äußerst sparsam behandelt. Die mit der eigenen Technik des Autors geschaffenen Kompositionen, die sich aus der Schichtung von Stahlspänen ergeben, erscheinen als Spuren von Zusammenstößen der Elemente oder der Wirkung geologischer Kräfte, die Mineralien formen, die seit Jahrtausenden unter den Erdschichten verborgen sind.

Musiałowskis Kunst fordert den Widerstand der Materie heraus, und seine Objekte spiegeln das Bemühen wider, dem Rohmaterial seine ursprüngliche Energie zu entziehen und diesen Umwandlungsprozess in einem bildhauerischen Medium festzuhalten. Jede Spur des Werkzeugs und jede Schicht des Stahls tragen zum Zeugnis dieser Anstrengung bei. Diese Skulpturen sind eine realisierte Aufzeichnung der Spannung - eine Suche nach dem Punkt, an dem sich das Chaos in Form verwandelt, die rohe Wahrheit der Materie und die Geste, die sie formt.

Natural Matters ist eine Geschichte über die Körperlichkeit des Kontakts mit dem Medium und den darin aufgezeichneten organischen Rhythmus der Transformation. Musiałowski bildet keine Zustände der Realität ab, sondern erforscht deren grundlegende Spannungen, Rhythmen und Prozesse. So balancieren seine Werke auf der Grenze zwischen Aufbau und Verfall, Stärke und Erosion. Jedes Element seiner Kompositionen scheint Teil eines größeren Kreislaufs der Natur zu sein, in dem der Bildhauer ein Beobachter und Vermittler zwischen dem Ursprünglichen und dem von Menschenhand Gestalteten ist." Stanisław Małecki - Auszug aus dem Begleittext zur Ausstellung.

Jan Musiałowski wurde 1992 in Warschau geboren. Im Jahr 2017 schloss er sein Studium an der Akademie der Schönen Künste in Warschau, Fakultät für Grafikdesign, ab. Er ist Stipendiat des Ministers für Kultur und Nationales Erbe. Er realisiert skulpturale, grafische und multimediale Projekte. Er schafft u.a. Skulpturen aus Stahl in einer selbst entwickelten Technik, kinetische Skulpturen und Installationen. Er hat an Gruppenausstellungen teilgenommen, darunter Muddle in der Galerie LeGuern (2024), X Triennale der Jugend im Zentrum für polnische Bildhauerei in Orońsko (2023), Loostro im BWA Ostrowiec Świętokrzyski (2023); er hat seine Werke auch in Einzelausstellungen gezeigt.