Im Jahr 1960, als der tauende Optimismus von einer bescheidenen und wenig aufregenden "kleinen Stabilisierung" abgelöst wurde, erschien an den polnischen Zeitungsständen ein echtes Phänomen: die Monatszeitschrift Ty i Ja (Du und ich). Der Titel fiel zunächst durch sein witziges und raffiniertes Cover auf - eine grafische Variation des Themas des Titelpaares. Beim Aufschlagen wurde man von der Pracht und den Farben überrascht: ganzseitige Fotografien, Collagen mit Mode aus Paris, Illustrationen zu Auszügen aus Neuerscheinungen, Werbung für Käse, Heizkessel, Topflappen und Radiergummis, die wie die schönsten Luxusgüter präsentiert wurden. Hat sich der Leser mit der wie durch ein Wunder erworbenen Ausgabe - die gesamte Auflage ging weg wie warme Semmeln - auf das Sofa gesetzt, erfährt er, was die DNA-Helix ist, wie man eine moderne Küche einrichtet und wie man einen "Croque Monsieur" oder eine "Knusperpfanne" macht.

Die Ausstellung "'Du und ich'. Lajfstajlowy magazyn z Peerelu" im Haus der Begegnung der Geschichte ist die erste umfassende Präsentation des Phänomens einer Zeitschrift, die den Lebensstil der europäischen Mittelschicht trotz der Sparpolitik präsentierte. Sie präsentierte Mode und Design und war selbst ein sorgfältig gestaltetes Objekt. Die visuelle Gestaltung lag in den Händen von Roman Cieślewicz, der einige Jahre später von Elżbieta und Bogdan Żochowski abgelöst wurde. "Ty i Ja" reproduzierte Zeichnungen von Picasso und Topor, druckte Baldwin und Bulgakow nach, Jarosław Iwaszkiewicz schrieb über Mode und Oskar Hansen über Design. Oft wird gesagt, sie sei ein "Fenster zum Westen" gewesen, aber sie war auch ein Produkt des sich modernisierenden Nachkriegspolens, in dem die Menschen noch daran erinnert werden mussten, sich die Zähne zu putzen, und wo Leczo als exquisites Gericht präsentiert wurde.

Die Ausstellung im Haus der Geschichte bietet die Gelegenheit, nicht nur die grafische Gestaltung des Magazins, sondern auch seinen Inhalt zu erkunden. Die Ausgaben und Reproduktionen werden von Archivmaterial begleitet: Entwürfe für Cover und Doppelseiten, Fragmente aus der Werkstatt der Grafiker und Neuinterpretationen des Phänomens "Du und ich" mit den Augen zeitgenössischer Künstler: Nicolas Grospierre, Tomasz Szeresz und Szymon Zakrzewski. Wer neugierig ist, in welchem Kostüm wir zum Mond fliegen werden, erfährt dies im September im Haus der Geschichte. Die Kuratoren der Ausstellung sind Julia Libera und Agata Szydłowska.